Ausbildung

07.09.2017: Übung → Überfahrene Radfahrer klemmen unter Unfallauto

Wenig Vorbereitungsaufwand jedoch viel Arbeit für die eingesetzten Kräfte – das waren die Rahmenbedingungen für eine interessante Einsatzübung der Freiw. Feuerwehr Alkoven am Abend des 7. September 2017. Ein Pkw hatte zwei Radfahrer gerammt. Diese klemmten nun am Rande einer steilen Böschung zu einem Bach unter dem Auto … Nach Übungsende auch etwas Außergewöhnliches: Der Lenker des Rüstlöschfahrzeuges musste im Wespenanzug einrücken …

Hermann Kollinger berichtet

Ein ortsunkundiger Autolenker ist zwischen Alkoven und Ufer unterwegs, um in der Pizzeria seinen Worten am Notruf zufolge seine Pizza und den bestellten Liter Bier abzuholen. Auf dem Weg dorthin biegt er falsch in eine Seitenstraße ab. Im Bereich einer Kreuzung rammt er aufgrund überhöhter Geschwindigkeit und einer Vorrangverletzung zwei Radfahrer. Er schleift diese mit bis an die Böschung zu einem Bach. Ein Radfahrer wird im Bereich des Autofahrers unter dem Pkw eingeklemmt, der zweite wird vorne unter das Fahrzeug gezogen und dort schwer eingeklemmt. Auch dem Pkw-Lenker ist es nicht mehr möglich, sein Auto zu verlassen, er ist jedoch ansprechbar. Das waren die Rahmenbedingungen für eine von der Feuerwehr Alkoven ab 19 Uhr des 7. September 2017 ausgetragenen Einsatzübung.

Der realitätsnahe Notruf

Feuerwehrmann Manfred Mayr imitierte den robusten Unfalllenker. Er war in der Lage, einen hervorragend praxisnahen Notruf abzusetzen, in dem er der Feuerwehr das Ereignis mittteilte und seine mangelnde Ortskenntnis perfekt zum Ausdruck brachte. Er gab an, in Richtung Ufer zur Pizzeria gefahren zu sein, um seine Pizza und seinen Liter Bier – auf seinem Beifahrersitz wurden mehrere leere Flaschen platziert – abzuholen. Irgendwo sei er dann einmal rechts abgebogen und habe nahe eines Baches oder Waldes diesen Unfall verursacht. Man möge rasch kommen … Mehr konnte er trotz Nachfragen des Disponenten im Feuerwehrhaus nicht sagen.

Das Gesagte und die Wirkung

Was der eine sagt und der andere versteht kann oft unterschiedlich sein. Genau diese These bestätigte sich in der Folge auch bei den Einsatzkräften, denn die Auffassung, wo der exakte Unfallort nun sei, ging auseinander. Zwei Möglichkeiten waren der Meinung der im Feuerwehrhaus anwesenden Übungsteilnehmer zufolge nun vorhanden. Der Schluss daraus: Das Rüstlöschfahrzeug als erstausrückende Einheit würde Möglichkeit 1 anfahren (bereits nahe der Pizzeria), das Lastfahrzeug (mit zweitem Bergegerät) sowie das Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung würden Möglichkeit 2 (den korrekten Einsatzort) anfahren. Varianten, wie sie in der Praxis aufgrund der Angaben des Notrufers durchaus schon mehrmals vorgekommen sind.

Fotos 1

Bilder können im einen Zug durchgeklickt werden, sie sind nur aus layoutoptischen Gründen in Blöcke gesplittet

„Zweite Welle“ erreicht zuerst den Unfallort

Während die Übungsbeobachter das Rüstlöschfahrzeug nahe der Unfallstelle vorbeifahren sehen, erreicht kurz darauf das Lastfahrzeug mit vier Mann als erstes den Schauplatz des Geschehens. Aufgrund der Ausrüstung des Fahrzeuges somit mit bedingt vorhandenem Gerät und Mannschaft. Die Erkundung durch den Gruppenkommandanten des Fahrzeuges ergibt folgende Lage: „Der Autolenker ist im Fahrzeug eingeschlossen (zu Übungszwecken er als eingeklemmt eingestuft, um der Mannschaft noch mehr Arbeit zu bieten. In der Praxis wäre er wohl über die Beifahrerseite befreit worden). Der fahrerseitig eingeklemmte Radfahrer dürfte aufgrund des Verletzungsmusters und der Tatsache, dass er beim Unfall zwischen Betonplatte und Auto mitgeschliffen worden ist, vermutlich tot sein. Der vorne eingeklemmte und aufgrund der Böschung und des Baches nur schwer zugängliche Radfahrer verfügt über Vitalzeichen. Ihm gilt somit oberste Priorität. Ebenso wurde die Mannschaft des Rüstlöschfahrzeuges über den korrekten Einsatzort (die Kreuzung auf der Schotterstraße zwischen Weidach in Richtung Ufer und Polsing) informiert.

Pkw-Sicherung

Der Gruppenkommandant (Kommandant Markus Unter, der eigentlich nicht als Einsatzleiter vorgesehen gewesen wäre, diese Aufgabe in erster Linie jedoch übernehmen musste, da das RLF-A die Einsatzstelle ja anfangs versäumte) kam zum Schluss, dass ein Wegziehen des Autos aufgrund der darunterliegenden bzw. –klemmenden Radfahrer ausgeschlossen sei. Per Schlaufe wurde der Pkw mit dem Pkw gegen ein Abrutschen gesichert. Ein Feuerwehrmann wurde zur Betreuung des Autofahrers abgestellt.

Im Frontbereich klemmende Radfahrer

Aufgrund des abfallenden Böschungsbereiches war es für die Feuerwehrkräfte eine Herausforderung, den vorne eingeklemmten Radfahrer aus seiner Zwangslage zu retten. Ihn einfach per Crash-Rettung unter dem Fahrzeug hervorzuziehen, war nicht möglich. So ging man per Unterleghölzer und Spreizer daran, seine Rettung vorzunehmen. Durch das Anheben konnte schließlich so viel Freiraum geschaffen werden, den Eingeklemmten aus seiner Zwangslage zu retten und per Spineboard fiktiv dem Rettungsdienst zu übergeben.

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Bergung des toten Radfahrers

Knifflig war es auch, den Radfahrer ohne Vitalzeichen zu befreien. Neben dem hydraulischen Rettungsgerät war zusätzlich der Einsatz eines Hebekissens erforderlich. Damit ist es gelungen, das Auto auch an dieser Stelle zumindest soweit anzuheben, um das Opfer darunter zu bergen.

Der eingeklemmte Autolenker

Aufgrund des Unfallherganges wäre es in der Praxis vermutlich weit hergeholt, dass der Lenker des Pkw eingeklemmt wäre. Um es jedoch als Übungsaufgabe zu stellen und den jüngeren Mitgliedern auch die Möglichkeit zu bieten, unter Anleitung mit Spreizer und Schere zu arbeiten, wurde von einer notwendigen Personenrettung über die Fahrerseite ausgegangen. Die Einsatzcrew schaffte hierzu eine große Rettungsöffnung, um den verletzten Autofahrer aus seiner Zwangslage zu befreien und per Spineboard zu den nur fiktiv vorhandenen Sanitätern zu bringen. Mit Abschluss dieses Vorganges war das primäre Ziel der Übung erreicht. Die Bergung des Unfallautos war dann nur mehr Formsache, hatte jedoch eine unerwartete Begleiterscheinung für die Besatzung des Rüstlöschfahrzeuges.

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Hornissen-Invasion → Maschinist fährt im Wespenanzug nach Hause

Inzwischen ist es dunkel geworden und die Einsatzstelle wurde ausgeleuchtet. Während der Bergung des Unfallautos bemerken die Feuerwehrleute einige sich im Licht tummelnde Hornissen. Woher dieses gekommen sind, ob nun durch das Licht angelockt oder aus einem Nest unterhalb des Pkw, ist nicht bekannt. Den Tierchen wurde zu diesem Zeitpunkt noch keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Das sollte sich jedoch noch ändern, als schließlich auch die Besatzung des Rüstlöschfahrzeuges einrücken will. Ein Feuerwehrmann bemerkt beim Schließen der Tür noch eine in den Mannschaftsraum fliegende Hornisse. Noch während der Frage, ob sich weitere im Fahrzeug befinden, fängt er schon den ersten Stich ab. Jetzt stellt sich heraus, dass sich mehrere dieser Brummer im Fahrzeug befinden. Zwei weitere Feuerwehrleute ernten bis zu zwei Stiche ab, darunter auch der Lenker des Rüstlöschfahrzeuges. Aber auch hier wusste man sich zu helfen. Während die Mannschaft mit einem anderen Fahrzeug ins Feuerwehrhaus zurückfährt, kleidet sich der Fahrer in den Wespenanzug und lenkt das Einsatzfahrzeug – ein- und erstmalig – so speziell ausgerückt mit offenen Fenstern nach Hause. Bis auf einen dieser schweren Brummer hatten dann alle Hornissen das Weite gesucht. Ein junger Feuerwehrmann musste in weiterer Folge dann jedoch wegen Unwohlsein nach zwei Stichen einen Arzt aufsuchen. Ihm wurde eine Infusion verabreicht.

Fazit

Die Übung fand bei den Teilnehmern ausgezeichneten Anklang. Ein Szenario mit relativ wenig Vorbereitungszeit, hohem Praxisbezug und einem ausgezeichneten Potenzial für die Beschäftigung der Übungsteilnehmer.

Video

Hier finden Sie ein Video zur Übung.

Fotos 4

 

 

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